Im Privaten ist die Digitalisierung kaum noch wegzudenken: X-mal täglich nehmen wir unser Smartphone zur Hand, um nach dem Wetter, YouTube-Videos, weltpolitischen oder persönlichen Nachrichten zu schauen. Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Auch in Unternehmen und Industriebetrieben hält die Digitalisierung verstärkt Einzug. Doch dieser Entwicklung sind Grenzen gesetzt: Nicht alle Produktionsprozesse werden sich wirtschaftlich automatisieren lassen. Dies stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Denn Fachkräfte, die sich dem anstrengenden Schichtdienst hingeben, sind rar. Das gilt in dünn besiedelten Gebieten Sachsen-Anhalts ebenso – hier wandern zudem viele Arbeitskräfte ab – wie in Baden-Württemberg, wo nahezu Vollbeschäftigung herrscht. Doch wie lässt sich die Arbeitsfähigkeit mit Hilfe von Industrie-4.0-Technologien erhöhen? Und wie lassen sich Arbeitsplätze durch die Automation attraktiver gestalten?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IFF gehen dieser Frage im Projekt »Prädikatsarbeit« nach – gemeinsam mit ihren Partnern SRH Hochschulen GmbH, Dekra Akademie GmbH, der Firmengruppe Liebherr-Werk Biberach GmbH und Zorn Instruments GmbH & Co. KG in Sachsen- Anhalt. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
In einem ersten Schritt wurde wir die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter:innen bestimmt und untersucht, wie sich diese durch die Digitalisierung erhöhen lässt. Die entsprechenden Methoden dafür wurden von der SRH Fernhochschule ausgewählt und entwickelt und berücksichtigen die vier Gestaltungsfelder der Arbeitsfähigkeit: die individuelle Gesundheit, der Arbeitsinhalt bzw. die Arbeitsumgebung, die Arbeitsorganisation bzw. die Arbeitsführung und die professionelle Kompetenz der Beschäftigten.
Beim Baumaschinenhersteller Liebherr-Werk Biberach GmbH mündete die Untersuchung beispielsweise im Assistenzsystem ViWIS, kurz für »Virtuelles Werker-Informationssystem«. »ViWIS soll dem Werker eine Hilfestellung bieten und relevante Daten in Echtzeit bereitstellen«, fasst Samtleben zusammen. Bislang erhielten die Werker die Informationen zur Erledigung der jeweiligen Arbeitsaufgabe in Papierform – etwa beim Herstellen von Kranbauteilen. Die Herausforderung dabei: Es ist sehr aufwändig, die im Umlauf befindlichen Unterlagen aktuell zu halten – besonders Änderungen an Zeichnungen, Normen etc. nachzuhalten ist sehr zeitintensiv. Zudem strebte die LiebherrWerk Biberach GmbH eine papierlose Produktion an.
Das Assistenzsystem ViWIS führt nun Informationen aus verschiedenen Systemen zusammen. Der Werker meldet sich mit seiner Mitarbeiterkarte im mobil verfügbaren Betriebsdatenerfassungssystem an seinem Tablet an. Nachdem er sich hier für einen Auftrag angemeldet hat, kann er die dazugehörigen 2D-Zeichnungen, Stücklisten, Rüstpläne, Normen sowie die 3D-Ansichten des Werkstücks in ViWIS einsehen. Durch die direkte Verbindung mit verschiedenen Datenbanken wird sichergestellt, dass alle freigegebenen Änderungen direkt beim Werker ankommen. Zum besseren Verständnis kann er sich die Bauteile auch dreidimensional anzeigen lassen. Dies erhöht das Verständnis enorm, was vor allem bei unerfahrenen und nicht deutschsprachigen Kollegen wichtig ist, die noch angelernt werden müssen.
Den Prototypen der ViWIS-App hat das Team des Fraunhofer IFF bereits fertiggestellt. Nun wird ViWIS vom IT-Team installiert und in der Kranproduktion der Liebherr-Werk Biberach GmbH für drei Monate getestet. Nach der dreimonatigen Testphase werden dann erneut Fokusgruppeninterviews durchgeführt. Sie sollen zeigen, in welchem Umfang sich die Attraktivität der Arbeitsplätze durch das Assistenzsystem erhöht hat.
(Text gekürzt. Den vollständigen Artikel finden Sie in IFFOCUS »Digitaler Zwilling: Engineering der Zukunft«.)
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