»Hexenturm« und »Witch Tower« steht wechselseitig auf der modernen Stele mit weiteren deutsch-englischen Informationen. Die beziehen sich auf den nebenstehenden Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Burg. Heute ist der Turm nur noch eingeschränkt begehbar.
Wer den Turm dennoch besichtigen möchte, leiht sich in der Burger Tourist-Information einfach ein Tablet mit der »Burg2Go«-App. »Burg zum Mitnehmen« also – mit dem Tablet geht es auf eine interaktive Zeitreise durch die »Stadt der Türme«. Das 1070-jährige Burg sagt seinen Besucher:innen: »Willkommen im Zeitalter der Digitalisierung«.
App öffnet die Tür zur Stadtgeschichte
Die »Burg2Go«-App ist wie ein Schlüssel. Die Besucherinnen und Besucher selbst schließen sich damit virtuelle Türen zu historischen Bauten auf, die in der realen Welt nur zeitlich begrenzt geöffnet oder aus bautechnischen Gründen für das Publikum nicht begehbar sind. Entwickelt haben die App Nicole Mencke und Stefan Leye. Das Fachgebiet der beiden Forschenden am Fraunhofer IFF ist die virtuelle Raum- und Strukturentwicklung. Viele ihrer Projekte begleiten die Veränderungsprozesse in den Städten und in deren Umland. Wenn es wie bei »Burg2Go« um die Einbettung in einen historischen Kontext geht, sei die Arbeit besonders interessant, meinen die beiden.
Interaktive Entdeckungsreise
Auf ihrer Faktenrecherche waren Nicole Mencke und Stefan Leye viel vor Ort, um sich von den Gebäuden einen realistischen Eindruck zu verschaffen, auch um Details zu entdecken, die sie in ihre App aufnehmen wollten; wie etwa das Werfen von Münzen durch eine kleine Luke des Hexenturms. In der Tradition der mittelalterlichen Ablässe war es Brauch, durch diese symbolische Geste die in den Hexenprozessen unschuldig verurteilten Frauen zu sühnen. Die Nutzerinnen und Nutzer der »Burg2Go«-App bekommen bei ihrem Stadtrundgang die Aufgabe, auch die virtuelle Einwurfstelle zu finden – und haben bei Erfolg das akustische Erlebnis klingender Münzen.
Das eigentlich Innovative der Entwicklung vom Fraunhofer IFF ist die Reduzierung der riesigen Datenmengen auf ein wesentlich niedrigeres Volumen, damit »Burg zum Mitnehmen« leicht zu handeln ist. Zudem soll das Herunterladen über den QR-Code an den Stelen das mobile Datenvolumen nicht zu sehr belasten.
Ein Lösungsansatz: Nicht die ganze Stadt, sondern nur 24 für die jeweilige Zeitepoche relevante Gebäude, die mit der »Burg2Go«-App virtuell besucht werden können, sind auf der Basis von aktuellen Fotos realistisch und sehr detailgetreu dargestellt. Die übrigen Gebäude erscheinen auf einer geringeren Detailstufe farblich weiß dargestellt. Der Boden ist dunkel gefärbt, damit die 24 Zielgebäude im Blickfeld stehen.
Die »Burg2Go«-App bei der Tourismusinformation Burg hat die erste Sommersaison hinter sich. Und es gibt Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer. Ganz oben auf deren Wunschliste steht ein Navigationssystem. Für das Team vom Fraunhofer IFF ist das kein Problem. Die App kann mit dem GPS-System verbunden werden. Dann erkennt sie, wo man sich gerade befindet und navigiert zu dem Punkt, den man auf der Karte aktiviert. Die Stadtverwaltung zeigt sich aufgeschlossen, was eine Optimierung der App betrifft. Schließlich soll »Burg2Go« zu einer Marke für die Stadt werden.
(Text gekürzt. Den vollständigen Artikel finden Sie in IFFOCUS »Digitaler Zwilling: Engineering der Zukunft«.)
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